Fragen nach einer digitalen Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen beschäftigen die Praxis und Wissenschaft der Erwachsenen- und Weiterbildung bereits seit einiger Zeit. Die Auseinandersetzung mit grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen im Kontext einer „Kultur der Digitalität“ wird allerdings – nicht erst seit der Corona-Pandemie – von außen an die Erwachsenen- und Weiterbildung herangetragen und wirkt sich nicht nur auf Inhalte und didaktische Herangehensweisen aus, sondern auch auf Organisations- und Verwaltungsstrukturen sowie Alltagspraxen von Planenden, Lehrenden und Teilnehmenden. Bislang liegen zu diesen Entwicklungen noch wenige Erkenntnisse vor, viele Fragen sind offen: Beispielsweise zum Einfluss von Digitalisierungsprozessen auf die Arbeit in den Organisationen, auf differenzierte professionelle Handlungsfelder (wie Planen, Lehren und Beraten) oder auf das Lern- und Bildungsverhalten von Erwachsenen.
Mit den Beiträgen der Hessischen Blätter für Volksbildung 3/2020 wird, ausgehend von einer gesellschaftlichen Perspektive der Digitalität, der Blick auf Digitalisierungsprozesse in Organisationen der Erwachsenen- und Weiterbildung sowie betriebliche Lernumwelten ebenso gerichtet, wie auf Entwicklungen des professionellen Handlungsfeldes der Beratung und der Veränderung der Lernumwelten von Individuen durch digitale Learning Apps. Im Anschluss an diese grundlegenden empirischen und theoretischen Reflexionen, wird im zweiten Teil des Heftes die Vielfalt des Praxisfeldes zur „Digitalisierung in der Erwachsenenbildung“ fokussiert. Um diese Vielfalt zu systematisieren, wurden im Vorfeld verschiedene Anbieter digitaler Formate und Projekte gebeten, zentrale Leitfragen zur Selbstbeschreibung des eigenen Angebots, den Inhalten, den Adressatinnen und Adressaten sowie zu Chancen und Herausforderungen, zu beantworten. Auf diese Weise wird es möglich, die aktuellen Entwicklungen in der Gestaltung digitaler Lernformate bzw. digitaler Plattformen in der Erwachsenenbildung zu reflektieren.